Psychohygiene unerlässlich für die Gesundheit
Körperliche und seelische Anspannung auflösen - Entspannungsverfahren auf dem Vormarsch
Um körperliche und seelische Gesundheit zu erhalten, bedarf es einem ausgewogenen Wechsel von An- und Entspannung. Während wir der Körperhygiene täglich Aufmerksamkeit schenken, wird die Psychohygiene häufiger vernachlässigt - Erkrankungen sind oftmals die Folge.
„Man kann 100 Jahre ohne Krankheit leben, wenn man nicht eine Sekunde Sorgen hat“, so lautet ein altes chinesisches Sprichwort. Kann es ein Leben ohne Sorgen geben? Wie können wir mit Sorgen umgehen, damit sie uns das Leben nicht schwer und schließlich krank machen?
Täglicher Stressabbau für seelische Sauberkeit
Es ist belegt, dass es mit Hilfe von Entspannungsverfahren möglich ist, gezielt Stress zu bewältigen und abzubauen. So können wir etwas für unsere Gesundheit tun. Hier sprechen wir von Psychohygiene, die eine wichtige und notwendige, nachhaltige und präventive Ergänzung der Körperhygiene ist. An Körperhygiene denken wir selbstverständlich, wenn es um die Verhütung von Krankheiten und der allgemeinen Gesunderhaltung durch äußerliche Sauberkeit geht. Leider kommt oft die Hygiene für die seelische Sauberkeit, also die Psychohygiene zu kurz. Diese bedient sich aller Maßnahmen, die der Gesunderhaltung und Gesundheitsförderung dienen. Dazu gehört auch die Bewältigung von äußerem und innerem Stress.
Verdrängung führt zur ernsthaften Erkrankung
Vernachlässigen oder verdrängen wir die Psychohygiene, führt dies langfristig zu ernsthaften psychischen und psychosomatischen Erkrankungen. Die Psychohygiene sieht vor, sich neben ausreichend Schlaf regelmäßige Zeiten der Erholung zu gönnen und dabei Entspannung zu finden.
Was bedeutet Entspannung? Es ist das Lösen von einer geistigen oder körperlichen Anspannung. Entspannung ist also immer der Gegenpol zur Anspannung und lässt sich subjektiv deutlich spüren (Wohlbefinden) sowie objektiv messen (geringerer Hautleitwiderstand, Erschlaffung der Muskulatur, erhöhte Durchblutung, langsamerer Atem und Puls, veränderte Gehirnwellen).
Ungelöste Konflikte erkennen und lösen
Nun ist es oft so, dass die Natur nach einer Anspannung nicht sofort automatisch eine Entspannung folgen lässt. Stress und Anspannung können so groß sein, dass Körper und Seele dadurch sehr lange belastet werden. Eine Unterbrechung und gar Auflösung dieser Belastung kann willentlich durch das Durchführen von Entspannungsverfahren erfolgen. Sie helfen, die körperlichen und psychischen Verspannungen und Anspannungen zu lösen und abzubauen und die daraus entstandenen körperlichen und seelischen Erkrankungen zu lindern und sogar aufzulösen. Wichtig dabei ist, das die Entspannung dabei hilft, den Ursprung von Anspannung und die sich oft dahinter liegenden ungelösten Konflikte zu erkennen, zu behandeln und zu lösen. Das aktuelle Leben lässt sich so bereits beim Erkennen der Konflikte und schließlich nach dem Lösen mit mehr Leichtigkeit, Freude, Kraft und zukünftig weniger Stress genießen.
Körperliche und mentale Entspannungsverfahren
Entspannungsverfahren können erprobte und auf ihre Wirksamkeit hin untersuchte Verfahren sein, die mehr über die körperliche Ebene wirken wie z. B. Klangschalenmassage, Progressive Muskelentspannung, Yoga, Qi Gong, Tai Chi, Meridianmassage, Fußreflextherapie. Oder mentale Verfahren, zu denen z. B. das Autogene Training, Meditation, Reiki, Klang- und Musiktherapie gehören.
Alltagstauglich: Autogenes Training
Das in Deutschland „bekannteste und am häufigsten zu therapeutischen Zwecken eingesetzte Entspannungsverfahren“ (Stifung Warentest) ist das Autogene Training. Es führt nach bereits kurzer Übungsphase zur schnellen Selbstentspannung und dient der Stressbewältigung im Alltag. Entwickelt wurde es in der 20er Jahren von dem Nervenarzt Johann Heinrich Schultz aus seinen Erfahrungen mit hypnotisierten Patienten. Die Grundtechniken lassen sich in einem Grundkurs, die erweiterbaren Fähigkeiten in einem Oberkurs erlernen.
Stiftung Warentest schreibt weiter: „Die therapeutische Wirksamkeit von autogenem Training als Ergänzung zu einer herkömmlichen Behandlung ist bei den Anwendungsgebieten Angina Pectoris, Asthma, Ekzem, Epilepsie, Fibromyalgie, Glaukom, Kopfschmerzen, milde Depression, neurovegetative Dystonie, Raynaud-Syndrom, Schlafstörungen, Stress, Sudeck-Krankheit und Tinnitus nachgewiesen. Die mit diesen Erkrankungen verbundenen Beschwerden gehen unter autogenem Training zurück.“
Eines der wichtigsten Argumente für die Entspannungsverfahren ist, dass sich der Verbrauch von Medikamenten erheblich verringern lässt. Entspannungsverfahren können nichts daran ändern, dass Kummer, Sorgen und Stress uns wohl immer im Alltag begleiten, aber sie können helfen , besser mit negativen Situationen, Gedanken und Gefühlen umzugehen und somit ernsthafte Erkrankungen zu vermeiden. Psychohygiene ist wichtig. Wie das tägliche Waschen und Zähneputzen.
(Erschienen ist dieser von mir verfasste Beitrag auch in der Nordwest Zeitung Oldenburg vom 5.12.12)